Worte, die Wurzeln schlagen:
Melanelle B. C. Hémêfa
An einem verregneten Sonntagnachmittag klingelte mein Handy, und der Name meiner Mutter erschien auf dem Display. Während wir über Gott und die Welt plauderten, wandte sich das Gespräch schließlich meiner Arbeit zu. "Was machst du eigentlich genau bei der Arbeit?" fragte meine Mutter. Nach einer kurzen Pause, während der ich nach einer passenden Übersetzung in Ewe für "Spoken Word Artist, Autorin, Moderatorin, Kuratorin, Dozentin, Beraterin und Strategin für Diversity, Equity, Inclusion und Empowerment" suchte, antwortete ich: "Um ehrlich zu sein, spreche ich. " Meine Mutter lachte überrascht und meinte: "Du hast schon immer gerne geredet. Man muss ziemlich schlau sein, um fürs Reden bezahlt zu werden. Weiter so!" Ein stolzes Grinsen, das meine Grübchen zum Vorschein brachte, breitete sich auf meinem Gesicht aus. Seit diesem Telefonat fragt meine Mutter bei jedem Gespräch, ob ich wieder eine Einladung zum Reden erhalten habe, und ich antworte dankbar: "Ja."
Melanelle B. C. Hémêfa spricht, hört zu, schreibt, liest, kreiert, befähigt und berät. Meine Arbeit umfasst viele verschiedene Ebenen, die alle eines gemeinsam haben - meine Liebe zu Worten. Diese Liebe begann bereits in jungen Jahren zwischen frittierten Kochbananen, Bissap-Saft und liebevollen Rufen aus der Küche nach Nachschlag, als ich unzählige Bücher verschlang. Mit zunehmendem Alter halfen mir diese Bücher auch, einer Realität zu entfliehen, die als einziges Schwarzes Mädchen in einem süddeutschen Vorort keineswegs immer einfach war. Die Liebe zu Worten führte mich auch an die Universität Mannheim, wo ich mich in meinem Studium vertiefend mit den Fächern Pädagogik, Historik, Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften beschäftigte und mich unter anderem Theorien und Denker:innen der Postkolonialen Theorie, afrodiasporischer Literatur, rassismuskritischer Sprache, intersektionalem Empowerment, Critical Awareness und Pädagogischer Psychologie widmete.
Mein intersektionales Verständnis half mir auch bei der Kreation meines Künstlernamens “Melanelle”, denn er ist eine Zusammensetzung aus “Melanin” und "elle" (3. Person Singular feminin im Französischen). Dieser selbstgewählte Name ist eine Übersetzung von "Schwarz bin ich und Frau bin ich auch". Zwei elementare Bestandteile meines Wesens. Hémêfa stammt aus dem Ewe und bedeutet "in ihr ist Frieden und Stärke". Dieser gegebene Name ist eine Hommage an Traditionen, repräsentiert die erste Sprache, die meine Zunge verließ, meine Vorfahren, die Liebe zu meiner Heimat und vieles mehr. Er symbolisiert "Ich komme von etwas, ich komme von jemandem".
Als 2020 in meinem letzten Studienjahr der Afroamerikaner George Floyd infolge von Polizeigewalt starb und ich eingeladen wurde, bei der Black Lives Matter Demo in Mannheim vor 6000 Menschen auf dem Ehrenhof eine Rede zu halten, wurde Melanelle geboren und wenige Wochen später begann meine Freiberuflichkeit.
Seitdem habe ich in verschiedenen Konstellationen, an unterschiedlichen Orten und mit vielfältigen Methoden daran gearbeitet, sicherere Räume für Menschen zu schaffen, die Diskriminierung erfahren. Mein Ziel ist es, Arbeits- und Lebensumgebungen zu gestalten, die sensibel für Diversität sind, Diskriminierung kritisch hinterfragen und Raum für Entfaltung und Austausch bieten.
Mein Ziel ist es, Arbeits- und Lebensräume zu gestalten, die Diversität wertschätzen, Diskriminierung kritisch hinterfragen und Raum für Entfaltung sowie Austausch bieten.
Ich setze mich dafür ein, in gesellschaftlichen, künstlerischen und literarischen Räumen nachhaltige, inklusive und gerechte Strukturen zu schaffen, die empowern und befähigen.